Barbing.Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Unterheising-Sarching für die Pfarreiengemeinschaft Barbing rückte am vergangenen Sonntag, dem 31.10., die regionale Landwirtschaft in den Fokus und lud zu einer „Radl-Dorftour“ ein. In den Fokus der Tour rückte man die regionalen Lebensmittelerzeuger kennenzulernen und interessante Einblicke zu erhalten.
„Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine starke heimische Lebensmittelversorgung ist“, betont KLJB-Vorsitzender Philipp Seitz, der zusammen mit seinem Vize-Vorstand Henrik Hross und den KLJB-Mitgliedern die Fahrradtour initiierte. Der Dorftour hatten sich neben einigen Mitgliedern der KLJB, auch die KLJB Landesvorsitzenden Stefan Gerstl und Franz Wacker sowie Interessierten aus Barbing, Sarching und Neutraubling und nicht zuletzt der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lechte (FDP) und die Landtagsabgeordnete Margit Wild (SPD).Nach einer kurzen Begrüßung durch die beiden KLJB-Vorsitzenden Philipp Seitz und Henrik Hross, startete man in Barbing am Kirchplatz und fuhr gen Sarching, um auf dem Betrieb der Familie Gröschl hinter die Kulissen zu blicken. Hier wurde die Gruppe von Luzia und Karl Gröschl herzlich willkommen geheißen. Wie die Gastgeberfamilie erläuterte sei man mit bereits in der achten Generation auf dem Hof und in der Landwirtschaft tief verwurzelt.
Vor einigen Jahren weitete man den Anbau, neben den herkömmlichen Ackerbau der Region wie Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln und Getreide auch auf das Wurzelgemüse wie Karotten und Rote Bete aus. In einer Lagerhalle mit moderner und klimafreundlicher Kühlung können die Möhren bis ins Frühjahr hinein gelagert werden. Mit Propan und CO2 werden dabei natürliche Gase zur Kühlung genutzt. Seit April 2020 beliefert der Landwirt inzwischen den bayerischen Lebensmitteleinzelhandel mit den Sarchinger Karotten. Die Karotte, die in der Gegend „gelbe Ruabn“ heißt, wird einer eigens neu geschaffenen Halle gewaschen, sortiert und verpackt. Die Karotte gehörte schon vor der Kartoffel zum Standardgemüse. Rund 10 Kilogramm Karotten verzehre jeder Deutsche im Durchschnitt, erläuterte Karl Gröschl und ergänzte, dass in Bayern auf über 1.000 Hektar jährlich rund 60.000 Tonnen Karotten erzeugt werden. „Bislang wurden in den großen Lebensmittelmärkten in Bayern fast ausschließlich Karotten von Rübenbauern aus anderen Bundesländern angeboten. Dank Gröschl sei dies nun anders, wenngleich die Verhandlungen mit den großen Lebensmittelkonzernen nicht immer leicht seien, aufgrund des Preisdrucks.
Von Sarching aus machte man sich auf zur zweiten Station ins knapp vier Kilometer entfernte Unterheising. Hier wurden die Gruppe von Nicole und Markus Haslbeck freundlich empfangen. Nach einem Rundgang über den Hof, der sich auf .Hühner spezialisiert hat. Man habe klein angefangen. 2013 lebten 20 gackernde Bewohner auf dem Hof, inzwischen sind es rund 4.000. Wenn Nicole Haslbeck über ihre Hühner erzählt, merkt man gleich, wie viel Herzblut dahinter steckt und wie sehr ihr ihre Weidehähnchen und Legehennen am Herzen liegen. Weil man für die Tiere nur das beste möchte, setzt die Familie auf Freilandhaltung mit viel Auslauf. Hühner und Hähne können ausgiebige Staubbäder nehmen und auch ihre natürlichen Verhaltensweisen, wie Scharren und Picken ausleben. Die Hühner werden mit Weizen, Mais und genfreiem Soja aus eigenen Anbau gefüttert. „So wissen wir immer ganz genau, was in unseren Hühnern steckt“, betont die Jungbäuerin. Damit die Hühner im Freiland genügend Deckung vor Greifvögeln und ausreichen Schatten hat, wurden auf dem weitläufigen Areal Pappeln gepflanzt. Auch hat sich die Landwirtsfamilie Haslbeck dem Konzept „Bruderhahn“ verschrieben, um die bisher übliche Praxis des Tötens der Legehennenbrüder zu beenden. Für jede Legehenne wird im „Mein Bruderhahn Konzept“ ein männliches Bruderhahnküken aufgezogen. Dass ab 2022 das Töten männlicher Küken in Deutschland verboten werde, begrüße sie, aber politisch sei das Ganze nicht ausgereift. Denn in den EU-Nachbarstaaten, wie Tschechien, Polen oder Niederlande wird es nicht verboten. Wie Nicole Haslbeck betont, habe natürlich nicht jeder Betrieb die Kapazität, die männlichen Küken aufzuziehen, aber es gäbe inzwischen Partnerbetriebe die sich der Initiative angeschlossen haben und die Tiere aufziehen.
Alle teilnehmenden Betriebe erkenne man an dem „Mein-Bruderhahn-Siegel“ auf dne Eierschachteln und Produkten. Das Fleisch der Bruderhähne sei besonders hochwertig, erklärt die Landwirtin, die mit ihrem Mann nebenbei auch einen Hofladen betreibt und in Eigenarbeit frische Nudeln produziert, natürlich aus den hofeigenen Freilandeiern. Geradezu als sehr lehrreich bezeichnete Landtagsabgeordnete Margit Wild den Nachmittag, den sie zu keiner Minute bereut habe. „Ich bin beeindruckt. Die Tour habe ihr wieder ins Bewusstsein gerufen, wie viel Wissen, Herzblut und Arbeit in der heimischen Landwirtschaft steckt“.
„Man lernt nie aus“, so Bundestagsabgeordneter Ulrich Lechte der ebenfalls von den beiden landwirtschaftlichen Betrieben begeistert und beeindruckt war. „Coole Idee“, lobten die beiden KLJB-Landesvorsitzenden Stefan Gerstl und Franz Wacker. KLJB-Vorsitzender Philipp Seitz machte deutlich, dass man mit dieser Aktion vor allem die heimische Landwirtschaft und die wertvollen Produkte in den Fokus rücken wollte. „Die letzten Projekte galten dem „K“ für katholisch, nun wollten wir dem „L“ für Land und die Landwirtschaft die bei uns zu Hause ist, mehr Gewicht geben“, hob er hervor. Den Abschluss der Tour bildete ein Wortgottesdienst am Flurkreuz der KLJB an der B8, den Pfarrer Stefan Wissel zelebrierte.] ©Christine Kroschinski
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