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17. April 2020
Franz Xaver Waas sorgt für Ersatz des gestohlenen Flurkreuzes

Barbing/Unterheising. Es ist und bleibt ein schmerzlicher Verlust: das Flurkreuz bei Unterheising, das im Juli 2019 gestohlen wurde. Doch es gibt auch gute Neuigkeiten, denn Franz Xaver Waas sorgt für Ersatz. Der 72-jährige Barbinger hat gleich, nachdem er von dem dreisten Diebstahl hörte, der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Unterheising-Sarching ein Kreuz aus seinem Eigentum als Spende angeboten.

Es gibt sie noch: Menschen, die nicht lange reden, sondern einfach handeln. Einer von ihnen ist der Barbinger Franz Xaver Waas. Als er im Juli des vergangenen Jahres von dem dreisten Diebstahl in der Zeitung las, wurde er sofort aktiv und rief Ehrenvorstand Wolfgang Mätzner an und bot ihm eines seiner Flurkreuze an. Der alteingesessene  Barbinger konnte vor 16 Jahren drei Flurkreuze im Landkreis Kelheim käuflich erwerben, die Flurbereinigungsarbeiten zum Opfer fielen. „Das hat mir in der Seele wehgetan, dass diese so acht- und lieblos in einem Hof lagerten“, so Waas dem es trotz der passenden Summe auch viel Überredungskunst kostete, die drei Kreuze erwerben zu können. Liebevoll habe er die über 100 Jahre alten Kleindenkmäler wieder hergerichtet.

Über seinen Anruf habe man sich von Seiten der KLJB sehr gefreut, erzählt Waas, zumal er dem Verein anbot, dass sie freie Wahl hätten. Die religiösen Flurdenkmäler aus Gusseisen wurden auch schnell in Augenschein genommen und man entschied sich für das mit einem Christuskorpus. Fast schon habe er gedacht, die KLJB brauche sein Kreuz nicht mehr, weil sich niemand mehr meldete. Doch einige Wochen später folgte ein erneuter Anruf von Vorsitzendem Philipp Seitz und Ehrenvorstand Wolfgang Mätzner bei Franz Xaver Waas und der Frage ob das Angebot noch gelte. „Natürlich, ich stehe zu meinem Wort“, habe er damals geantwortet und ergänzt, wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch. Seine Frau Rosa bestätigt dies durch zustimmendes Nicken. Auch sie freut sich, dass das antike Flurkreuz eine neue Bestimmung erhält.

Die Begeisterung bei KLJB-Vorsitzendem Philipp Seitz und Wolfgang Mätzner sei groß gewesen, so Franz Xaver Waas, der ferner erzählt, dass er nicht nur das eine Kreuz der KLJB spende, sondern ein Weiteres Wolfgang Mätzner schenkte, weil dem dieses so gut gefiel und dies in Unterheising aufstellen wolle. Das gusseiserne Kreuz das als Ersatz für das gestohlene diene, sei rund 120 Jahre alt. Ein wenig müsse man daran machen, aber dies halte sich in Grenzen, so Franz Xaver Waas, der sogar einen Ersatz für die Christusfigur hätte, die das Kreuz ziere. „Es zeigt sich, dass sich viele Mitglieder wieder an gleicher Stelle ein Flurkreuz wünschen und es sehr vermissen“, sagt KLJB-Vorsitzender Philipp Seitz. Dies habe sich auch bei der Jahreshauptversammlung Ende November bestätigt.

Anfang Mai hätte nach der Jahresplanung des Vereins das neue Kreuz eingeweiht werden sollen, doch dann kam nun die Corona-Pandemie und machte vorerst einen Strich durch die Rechnung. Seitz erläutert, dass bei den Mitgliedern der KLJB auch nach acht Monaten die Wut und der Ärger über den Diebstahl kein bisschen verblasst sei, denn sie hatten das Flurkreuz vor mehr als fünf Jahren bei einer Auktion erworben und mühevoll in vielen Arbeitsstunden mit großen finanziellen Investitionen sanieren lassen. Den reinen Wert des sakralen Gegenstands bezifferte Vorsitzender Philipp Seitz kurz nach dem Diebstahl auf mindestens 1500 Euro. Doch eine genaue Summe lasse sich schwer sagen, so Seitz, dass der immaterielle Wert viel höher wiege. „Engagierte Mitgliedern, insbesondere aus Unterheising, kümmerten sich mit viel Herzblut um das Kleinod“, so Seitz. Bürgermeister Hans Thiel sprach nach dem Diebstahl von einer „nicht zu überbietenden Dreistigkeit“ und traf sich schon kurz darauf mit dem Verein zu einem Gespräch, um die weiteren Schritte zu besprechen.

Gemeinsam war man sich einig, dass nicht sofort an gleicher  Stelle ein neues Kreuz errichtet werden sollte: Zum einen, um auf den Diebstahl aufmerksam zu machen und den leeren Stein wirken zu lassen. Zum anderen auch, um die Hoffnung nicht ganz aufzugeben, dass das Kreuz wiedergefunden wird. Die Hoffnung, dass bei den Dieben des Flurkreuzes späte Reue einsetzt und es wieder zurückgebracht wird, ist mittlerweile ebenfalls aufgegeben. Auch in der näheren Umgebung tauchte das wertvolle Flurkreuz nicht mehr auf. Ende des Jahres stellte auch die Staatsanwaltschaft Regensburg, die wegen eines „besonders schweren Falls des Diebstahls“ ermittelt hatte, das Verfahren ein, weil der Täter nicht ermittelt werden konnte. „Familie Waas, die sich als Erste meldeten und für deren Kreuz man auch sofort begeistern konnte, sei man sehr dankbar“, sagt Philipp Seitz und ergänzt, dass das Kreuz sei ein wahrer Blickfang sei und  sich schon freue, dass das Kreuz die Gläubigen in Bälde wieder an der B8 bei Unterheising erfreuen werde. „Bis dahin gibt es noch einiges zu tun, schließlich soll sichergestellt werden, dass das Flurkreuz nicht wieder von Dieben entwendet wird“, so Seitz der resümiert, dass das gestohlene Flurkreuz für viel Gesprächsstoff sorgte.

Selbst bei der Teilnahme an mehreren Gaudiwürmern griff man von Seiten der KLJB den Kreuzdiebstahl als Motto auf. Man verteilte zudem Bilder und mit einem Foto des Kreuzes bedruckte Süßigkeiten.  Geplant ist aktuell, dass nach dem Ende der Corona-Pandemie das Kreuz der Familie Waas in Unterheising seinen neuen Standort finden kann. Die feierliche Segnung, die Pfarrer Stefan Wissel dann vornehmen soll, will die KLJB mit einem Fest für alle interessierten Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft verbinden. Außerdem gibt es die Überlegung, vor Ort auch eine Informationstafel zu Flurkreuzen und deren historischen Bedeutung aufzustellen. Spätestens dann kehrt, so hoffen die Verantwortlichen der KLJB, auch das gestohlene, silberne Flurkreuz wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück: Abgebildet auf der neuen Informationstafel. ©Christine Kroschinski

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