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15. November 2021
Sarchinger Theater bescherte Mords Gaudi

Sarching. (ck) Was der Unterschied zwischen Schöngeistern, begeisterten Geistern und Geistern, die den Geist aufgeben ist, lieferte der Dreiakter "Gspenstermacher" von Ralph Wallner, das die Sarchinger Theatergruppe auf die Bühne im Haus der Vereine brachte. Sie durften am Samstagaben, dem 14.11. eine umjubelte Premiere feiern. Die Zuschauer hatten eine Mords Gaudi und waren be“geistert“ und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Nebel wabert übers Moor, während sich die schrullige Philomena mit Reimen wie „a Kracherl vom Roten zum Gedenken der Toten“ in der „oreidigen“ Wirtschaft  der Moorwirtin Rosa  ihr tägliches Mahl erbettelt, hält sich der wenig charmante, dennoch heißbegehrte Junggeselle Schuaster-Jackl mit Sprüchen wie „Heiraten ist nur was für Männer ohne Schmerzempfinden“ die um ihn rivalisierende Wirtin Rosa und die reiche Witwe Vevi vom Leib. Ganz andere Sorgen haben die Totengräberbrüder Schippe und Schaufe. Schuld daran hat das Amt für Bestattungen und andere freudige Familienereignisse, denn es streicht den beiden Graberern, die ihr karges Auskommen im tristen Moortaler Moos finden, den Monatslohn. Bezahlt wird künftig nur noch pro Begräbnis. Dass dann mindestens zwei Leut‘ pro Monat ins Gras beißen müssen, können sich die beiden ansonsten nicht besonders hellen Köpfe leicht ausrechnen. Eine Flasche Gift, die in der heruntergekommenen Dorfschenke herumsteht, kommt da gerade recht und die 4G-Regel scheint die Lösung: Gift-Grab-Gutschein-Geld“. Dazu der seltsame Fluch von Philomena und schon ist den beiden Graberern ein „saublöder Unfall" passiert. So geistern plötzlich ein paar Gespenster über die Bühne. In das unterhaltsame Geschehen integriert ist noch die Liebesgeschichte von Lena und Leo, aber mehr wird vorerst nicht verraten über das Stück in dem es nicht an schwarzem Humor, makabren  Szenen und derben Sprüchen mangelt. Trotz allem niemals pietätlos, sondern es bleibt unheimlich lustig. Dabei kommt viel Wortwitz und jede Menge Situationskomik den Schauspielern entgegen, die ihre Talente voll ausspielen können.

Regieleiter Werner Heller hat nicht nur beim Stück, sondern auch bei der Besetzung ins Schwarze getroffen, denn die Charaktere sind mehr als passend besetzt. Markus Heller und Alexander Eggl als die beiden skurrilen Totengräberbrüder Schippe und Schaufe sind nicht nur optisch ein herrliches Gespann. Eggl ist die Rolle der resoluten Wirtin Rosa Moderer auf den Leib geschrieben, das Gleiche gilt für Rita Murr als reiche Wittwe und Ziefern – beide spielen ihre Rollen als ewige Konkurrentinnen im Dies- und im Jenseits wunderbar aus. Kaum wiederzuerkennen ist Elfriede Reichl als Karten legende Philomena, Dank einer hervorragenden Maske.

Neuzugang im Ensemble ist Theresa Hartl,  die die hervorragend die vermeintlich brave Lena verkörpert, der man gar nicht ansieht, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat. Auch Stefan Walig als fescher "Schnuckl-Knecht" und Ernst Heller als Schuaster-Jackl und eifrig umworbener Junggeselle sind in ihren etwas kleineren Rollen eine Topbesetzung. Der lustig makabre Schwank ist durchsetzt von deftigen bayerischen Ausdrücken, lustigen Dialogen und unerwarteten Pointen, sodass die Zuschauer aus dem Lachen kaum herauskamen und an keiner Stelle Langeweile aufkam und die Zeit wie im Flug verging. Die Sarchinger Akteure, unter ihrem Regisseur Werner Heller, boten Laienspielkunst vom Feinsten, die die begeisterten Gäste immer wieder zu spontanem Szenenapplaus und Beifall animierten.

Das teils skurrile Aussehen der Akteure  zauberten Petra Doblinger, Gabi Obermüller, Susanna Christl, Andrea Debernitz und Uwe Pichl. Im Kasten fungierte Astrid Walig als Souffleuse. Die Coronapandemie ließ es leider nicht zu, dass die geplanten weiteren Aufführungen umgesetzt werden können. Aber man zeigt sich zuversichtlich und hofft auf das Frühjahr. ©Christine Kroschinski

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